Manchmal wird von Teilnehmenden der Ausbildungen in Positiver Psychologie vom guten und vom schlechten Glück gesprochen. Gemeint ist damit die Unterscheidung in Werte- und Wohlfühlglück, bei dem ersteres auf sinnvolles, werteorientiertes Tun basiert und mit „erfülltem Leben“ gleichgesetzt wird. Das Wohlfühlglück, welches dem angenehmen Leben zuzuordnen ist, wird dabei immer mal abwertend als „der einfache Weg“ angesehen.

Die Erkenntnisse einer großangelegten Metastudie über die Wirkung von Interventionen der Positiven Psychologie zeigen allerdings: Genussstrategien stehen auf Platz 1 bei der Wirksamkeit für Wohlbefinden und zur Senkung des Depressionsrisikos.

Es uns gut gehen zu lassen, ist also kein „schlechtes Glück“, sondern ein wichtiger Faktor für unsere psychische Gesundheit. Das knüpft auch an die mittlerweile sehr gut nachgewiesene Wirkung positiven Erlebens und positiver Emotionen an. Und Genießen ist, wenn es wie alles im Leben ausgewogen und angemessen erfolgt, eine gute Strategie der Selbstfürsorge.

Die Kunst des Genießen wurde von Bryart und Veroff schon 1999 erforscht und wirkt in drei Phasen:

  1. wir empfinden Vorfreude bei der Planung
  2. wir erleben positive Emotionen im direkten Moment des Genusses
  3. wir können uns rückblickend wieder mit positiven Erinnerungen aufladen.

Vordergründig verbinden wir mit Genießen meist den sinnlichen Genuss: also alles, was unsere fünf Sinne auf eine achtsame und angenehme Weise aktiviert. So genießen wir vielleicht eine schöne An- oder Aussicht (Sehen), ein angenehmes Musikerleben (Hören), einen überraschenden leckeren Geschmack (Schmecken), eine angenehme warme Umarmung (Fühlen) oder einen Duft, der uns verführt (Riechen). Wichtig ist, dass wir finden, was für uns Genuss ist und wie viel für uns genau richtig ist. Jeder Genuss ist individuell.

Gerade jetzt im Frühling bieten sich uns unzählige Gelegenheiten zum Genuss, wenn wir nur achtsam durch den Tag gehen. Wir freuen uns über die Rückkehr des Lichtes am Morgen, blinzeln den ersten warmen Sonnenstrahlen entgegen, hören die Vögel als Boten der warmen Jahreszeit zwitschern und gönnen uns vielleicht ein erstes Eis in der Mittagssonne.

Neben sinnlichen Genussstrategien sind auch Staunen und Bewunderung, Stolz sein und das Empfinden von Dankbarkeit starke Möglichkeiten, des achtsamen Genießens. Und auch sie stehen uns gratis zur Verfügung.

Wie kannst Du also mehr Genuss in Dein Leben bringen?

Zunächst gibt Dir selbst die Erlaubnis, schöne Momente genießen zu dürfen. Auch in schwierigen Zeiten gibt es immer mal kleine Momente des Glücks und die darfst Du genießen. Viele dieser Genussmomente sind sogar gratis.

Auch solltest Du nicht nur die zufälligen Genussmomente sammeln und genießen, sondern kannst Dir ganz bewusst solche einplanen. Mach Dir eine Liste der Aktivitäten und Dinge, die für Dich mit Genuss verbunden sind: in Ruhe einen Tee trinken, einen Sonnenuntergang betrachten, Dich mit guten Freunden treffen, an einem frischen Brot schnuppern, … .

Welche Momente möchtest Du vielleicht zukünftig mehr genießen? So kannst Du auf dem Weg zur Arbeit das Aufblühen der Natur in den Vorgärten und am Straßenrand achtsamer wahrnehmen und genießen. Eine ganz normale Alltagstätigkeit wie beispielsweise Gemüse schnippeln, kann ein Genussmoment werden, wenn Du Deine Sinne voll und ganz darauf einstellst, was Du siehst und riechst. Dein Kaffee am Morgen oder Dein Müsli können kleine Übungen im Genuss werden.

Plane Dir am besten für jede Woche tägliche wunderbare Genussmomente ein.  Setze sie um und achte darauf, was Du brauchst, um den Moment wirklich genießen zu können. Einen Moment innehalten? Die innere Haltung, den Moment wirklich genießen zu wollen? Das ganz bei Dir sein und die innere Erlaubnis zum Genuss?

Wenn Du magst, notiere Dir täglich, was Deine Genussmomente waren in einem schönen Notizbuch.

Worauf wartest Du noch: Gönn Dir Dein Genießen und tanke auf.